Wie der Übergang von Gabelstaplern zu Routenzugsystemen funktioniert

Gabelstapler gibt es seit langer Zeit. Er wird zur Kommissionierung, die Bewegung von Ware sowie für die allgemeine Produktlogistik verwendet.

Er ist quasi ein Grundbestandteil im Logistikbereich. Doch es gibt insbesondere für den innerbetrieblichen Transport eine alternative Lösung: den Routenzug, der in vielen Firmen erfolgreich eingesetzt wird.

Was ist ein Routenzug-Sysstem?

Routenzüge funktionieren ähnlich einem echten -Zug., jedoch in kleinerem Maßstab und zielgerichteter – für den effizienten Materialtransport innerhalb eines Unternehmens. Ein Routenzug besteht aus Transportwagen (Routenzugwagen), die von einer Zugmaschine (manuell oder automatisch bedient) gezogen werden, die quasi als Lokomotive fungiert. Die Anzahl der Wagen in einem Schleppzugsystem variiert je nach Material, Menge, Bedarf und Raum. Sogar verschiedene Arten von Transportwagen können in einem Routenzug verwendet werden, ebenfalls abhängig von den oben genannten Faktoren.

Die Verwendung eines Routenzugs hat viele Vorteile, u.a. ist es ein signifikanter Schritt zu einer gabelstablerfreien und sichereren Arbeitsumgebung

Warum Routenzüge?

Es gibt einen Entwicklungstrend, die Nutzung von Gabelstaplern innerhalb von Betriebsumgebungen zu reduzieren oder sogar komplett zu eliminieren. Gründe dafür gibt es viele, die wesentlichsten sind:

• Allein in 2015 wurden  100 Personen in den USA durch Unfälle in Verbindung mit Gabelstaplern getötet. 35.000 von ca. 100.000 Unfällen in Verbindung mit Gabelstaplern führten zu tödlichen Verletzungen.
• Betriebskosten. Ein Gabelstapler ist ein teures Betriebsgut. Betriebskosten einschließlich Wartung, Reparaturen und Kraftstoff, summieren sich zu einem beträchtlichen Kostenfaktor. Ganz zu schweigen von den Gehältern, die an Gabelstaplerfahrer gezahlt werden, die sich überdies einer speziellen Ausbildung und Zertifizierung unterziehen, bevor sie diesen „Brocken Metall“ bemannen.
• Anwenderfreundlichkeit. Routenzüge sind, einfach ausgedrückt: Materialtransportgeräte. Sie lassen sich im Allgemeinen leichter einsetzen und für Materialtransport nutzen. Im Vergleich zum traditionellen Gabelstapler vereinfachen Sie den Transport erheblich.
• Ein Gabelstapler kann immer nur eine Last auf einmal bewegen so dass mehrere Fahrten durchgeführt werden müssen, um die Bearbeitung einer Order zu unterstützen. Dies ist ineffizient und nicht kosteneffektiv.
• Die in einem Routenzugsystem verwendeten Wagen können für verschiedene Anwendungen konfiguriert werden. Dadurch wird es einfacher, eine Vielzahl von Lasten zu transportieren.

Routenzüge hingegen werden aufgrund ihrer Vorteile gegenüber Gabelstaplern immer beliebter. Einige dieser Vorteile sind:

• Sie verbrauchen weniger Energie.
• Zeiteinsparung. Ein Routenzug kann mehr als eine Last gleichzeitig bewegen, indem mehrere Transporteinheiten von einer Zugmaschine bewegt werden. Das spart Zeit.
• Kosteneinsparung. Routenzüge sind günstiger als Gabelstapler. Fahrer benötigen weniger Lohn als Gabelstaplerfahrer.
• Weniger Unfälle und Verletzungen in der Produktionsstätte

Die Umstellung planen

Die Umstellung ist kein „Übernacht-Prozess“. Allein die Planung kann einige Monate in Anspruch nehmen. Die tatsächliche Umsetzung kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis sie abgeschlossen ist. Dies beinhaltet jedoch auch Anpassungen und weitere Optimierung von Ablaufprozessen.

Folgende Faktoren sind bei der Implementierung eines Routenzugsystems als Ersatz für Gabelstapler zu berücksichtigen:

Platz möglichst effizient nutzen

Wenn Ihr Werk für den Betrieb mit Gabelstaplern konzipiert wurde, sind möglicherweise Anpassungen vorzunehmen, um Engpässe und Flaschenhälse auf den Wegen zu reduzieren. Es sind Strecken zu entwerfen, insbesondere für Zugmaschinen und Wagen, wenn der Materialfluss verbessert werden soll. Optimierter Materialfluss führt zu einer Verringerung von Lagerbeständen sowie zu Produktivitätssteigerung für Ihre Mitarbeiter. Im Gegensatz zum Einsatz von Gabelstaplern muss ebenfalls weniger zwischengelagert werden.

Zuglänge

Die Länge des Wagenzuges, den der Schlepper ziehen wird, hängt von der Werksgröße, Gangbreiten, der Schlepperkapazität, Art und Weise (Aufbau) der Transportwagen sowie den Sicherheitsvorschriften ab. Für Lieferungen an Produktionslinien werden häufig zwei bis drei Wagen benötigt. Bei einer Sequenzierung nach dem “last in, first out”-System sind längere Züge (etwa sechs bis acht) möglich, solange die Zugmaschine über genügend Kapazität verfügt, die Spurfolge der Transportwagen entsprechend angepasst wird und genügend große Gänge vorhanden sind, um die Kurvenfahrten des Zuges zu bewältigen. Normalerweise sieht man in Lagerhäusern Züge mit sechs bis acht Wagen, die Material zum Dock (Laderampenbereich) und zurück transportieren. Auch in Einlagerungs- und Sortieranlagen sind sie häufig anzutreffen.

Es gibt verschiedene Arten von Transportwagen und Konfigurationen, die je nach kundenseitigen Anforderungen verwendet werden können. Die Auswahl einer geeigneten hängt von Größe, Gewicht und der Form Ihrer Ladung und Ihres Produkts, dem Werkslayout und davon ab, ob ein Sequenzierungssystem im Einsatz ist.

Nicht für vertikales Stapeln

Ein Vorteil des Gabelstaplers gegenüber einem Routenzugsystem ist die Fähigkeit, Materialien in die Höhe zu heben und zu stapeln. Routenzüge sind für ein solches Szenario nicht ausgelegt. Sie sollten eine andere Art Transportmöglichkeit wie Schubmaststapler oder Vertikalkommissionierer einsetzen, um sicher vertikal zu laden und zu kommissionieren.

Routenzüge jenseits der Produktionsstätte

Die übliche Vorstellung ist, dass ein Routenzugsystem nur für den Einsatz im Werk gut ist. Das ist aber nicht der Fall. Dieses System kann auch Produkte und Materialien zwischen Lager und Werk bewegen. Und da Sie mehr Ladung mit einer einzigen Fahrt bewegen werden, ist der Transport kostengünstiger.

Auswirkungen auf die Einsatzgebiete

Wenn Sie Gabelstapler durch Routenzüge ersetzen, sind eventuell Änderungen an den Einsatzgebieten vorzunehmen, um das neue System zu nutzen. Aus diesem Grund ist es sehr empfehlenswert, dass Sie Ihre Werksmitarbeiter in die Planung mit einbeziehen, da sie mit dem Materialfluss und den Problemen, die beim Transport häufig auftreten, besser vertraut sind.

Daher sollten Werksarbeiter in der (korrekten) Anwendung von Zugmaschine und Routenzugwagen geschult werden. Effektiver und richtige Handhabung steigern das allgemeine Produktivitätsniveau. Ebenfalls erwähnenswert ist, dass für den Einsatz von Routenzügen nur ein Bediener erforderlich ist der den Zug fährt (sofern keine automatisierte Lösung wie bspw. FlexQube eQart verwendet wird). Dadurch wird sichergestellt, dass andere Mitarbeiter an anderen Stellen sinnvoll eingesetzt werden können.

Planen Sie rechtzeitig

Wer nicht plant, plant zu scheitern. Zugegeben, es ist ein gängiges Klischee, doch es gilt auch und besonders für die Umstellung von Gabelstapler- auf Routenzugbetrieb. Wollen Sie mit der Umstellung Erfolg haben, ist eine frühzeitige Planung unumgänglich.

Listen Sie alle Ihre Ziele auf und analysieren das aktuelle Szenario. Sie können auch Simulationen verwenden, um Ihre Annahmen zu testen und zu bestätigen, welcher Ansatz gewählt werden soll. Die Ermittlung von Verbesserungspotenzialen sollte ebenfalls Teil des Planungsprozesses sein.

Wenn das Umstellungsprojekt sehr groß ist und Faktoren beinhaltet, die Produktion und Output behindern können, planen Sie die Umstellung in Schritten. Eine Änderung der Prozesse bedeutet für Mitarbeiter Veränderungen von Arbeit und Gewohnheiten. Den Warentransport auf Routenzüge umzustellen, kann auf Widerstand stoßen. Erreichen Sie kleine Meilensteine, anstatt das komplett Projekt schmackhafter zu machen. Nutzen Sie die Erfahrung von Intralogistikplanern oder Fachleuten, um sicherzustellen, dass der gesamte Plan in die Umgebung Ihrer Einrichtung passt.

Sauber und grün

Bei all den Diskussionen über Umweltveränderungen, Emissionsreduzierung und energieeffizienten Betrieb ist die Umstellung auf ein Routenzugsystem der richtige Weg. Zugmaschinen benötigen für ihren Betrieb weniger Leistung. Das bedeutet weniger Kraftstoff und weniger Emissionen. Es gibt sogar Zugmaschinen, die mit Akkus betrieben werden.

Der Umstieg von Gabelstaplern auf Routenzugsysteme muss nicht schmerzhaft sein, wenn Sie entsprechend planen. Die Vorteile sind die Kosten und den Zeitaufwand für die Implementierung mehr als wert.

Gänzlich abschaffen lassen sich Gabelstapler nicht, werden sie doch noch immer für die Be- und Entladung von bspw. Lastwagen benötigt, während Schlepper und Anhänger innerhalb des Werks betrieben werden. Das ist Leistung, die die Effizienz ergänzt.

Industrie 4.0

Wenn Sie vorhaben, eine intelligente Fabrik (Smart Factory) zu entwickeln, können Routenzüge unterstützen. Sie können beispielsweise mit Sensoren wie Gewichts- oder Geschwindigkeitssensoren ausgestattet werden, um wichtige Parameter zu verfolgen. Die Daten dieser Sensoren können genutzt werden, um Lieferzeiten und -ketten effizienter zu gestalten.

Die von Routenzügen gesammelten Daten können auch für vorausschauende Wartung verwendet werden. Es lässt sich feststellen, ob der Routenzug unter dem Nennwert arbeitet und Sie können es warten, bevor es zu einer Panne kommt. Dies reduziert Ausfallzeiten und eliminiert Ersatzkosten.